Trotz dieser Einschränkungen war die Freude der Verantwortlichen der FHWS sowie des Staatlichen Bauamtes, das im Auftrag des Freistaates Bayern den Neubau errichtet hatte, groß. Besonders darüber, wie schnell und glatt alles gelaufen ist. „Sagenhaft“, meinte Präsident Prof. Dr. Robert Grebner bei der Eröffnung am 29. Oktober 2020 vor Medienvertretern. Sein Dank galt vorrangig den drei Hauptbeteiligten: der Stadt Schweinfurt, die bereits 2013 auf die Hochschule zugegangen war und wegen freier Flächen anfragt hatte, sowie dem Bayerischen Landtag, der die nötige 10-Hektar-Fläche von der Stadt erwarb, und drittens dem Staatlichen Bauamt für die sehr schnelle Umsetzung der Baumaßnahme. „Vor sechs Jahren waren hier noch die Amerikaner stationiert und nun haben wir eine ganz andere Nutzung“, sagte Prof. Grebner und bezeichnete das „Hand-in-Hand-Vorgehen“ als wichtigen Grund dafür.
Gar „rekordverdächtig für unser Haus“ nannte der Leiter des Bereichs Hochbau des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, Gerald Langer, die etwas mehr als zweijährige Bauzeit. Die Grundsteinlegung war am 28. Juni 2018 erfolgt. Er lobte ebenfalls das sehr gute Team und Zusammenspiel aller beteiligten Akteure. Der Dekan der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen, Professor Dr. Peter Meyer, war besonders stolz darauf, „dass wir ausgesucht wurden, dieses Gebäude beziehen zu dürfen.“
Glückwünsche überbrachte Prof. Grebner vom Bayerischen Wissenschaftsminister Bernd Sibler, der eigentlich an der Inbetriebnahme teilnehmen wollte, aber aus Termingründen kurzfristig absagen musste. Sibler ließ in einem schriftlichen Statement übermitteln, dass mit diesem Neubau noch bessere Rahmenbedingungen für innovative und international ausgerichtete Lehre und Forschung am Standort Schweinfurt geschaffen werden. Hier stehe künftig eine höchstmoderne Infrastruktur zur Verfügung, um neue Ideen und kreative Konzepte zu entwickeln, damit die FHWS die Fachkräfte von morgen ausbilde.
Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme belaufen sich auf 30,5 Millionen Euro. Der Neubau auf dem „Campus Ledward“ liegt nur wenige Hunderte Meter vom Hauptgebäude der FHWS in der Ignaz-Schön-Straße entfernt und umfasst 7.600 Quadratmeter Gesamtfläche, davon 3.600 Quadratmeter Hauptnutzfläche. Auf zwei Stockwerken sind Hörsäle, Seminarräume, Labore, Büros und eine Cafeteria untergebracht, die Platz für insgesamt 1.400 Studierende bieten. Genutzt werden die Räumlichkeiten für fünf Studiengänge: Business and Engineering, Logistics, Logistik, sowie Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor und Master). Das Gebäude verfügt über auffällig breite Flure, einen teilbaren Hörsaal für bis zu 200 Studenten, und einen großzügig gestalteten und begrünten Innenhof innerhalb des quadratischen Gebäudes.
Eine Besonderheit in dem Neubau ist das Virtual Reality-Labor ("MAVEL-Labor"), das demnächst für zwei Millionen Euro ausgebaut wird. Mit seiner Raumhöhe von sechs Metern bietet es völlig neue Möglichkeiten für die FHWS. Unter anderem können technische Vorgänge virtuell an die Wände projiziert werden und getestet werden. Zum Beispiel, wie man Produktionsstraßen in der Industrie am effektivsten anlegt. Auch bei der Produktentwicklung kommt das Großlabor künftig zum Einsatz, ebenso können Häuser in ihrer gesamten Größe visualisiert werden. „Wir wollen damit europaweite Maßstäbe setzen“, sagte der Präsident der Hochschule. Für Dekan Professor Dr. Peter Meyer ist es ein „Leuchtturm für die Region“. Er wies darauf hin, dass das VR-Labor auch einen Mehrwert biete für Unternehmen, die zu gemeinsamen Projekten eingeladen sind.
Der Dekan hofft nun, dass im Sommersemester 2021 ein geregelter Studienbetrieb auf dem neuen Campus starten kann, mit Studierenden aus alles Welt in Präsenzvorlesungen. Bis dahin wird der Unterricht vornehmlich online durchgeführt. Derzeit werden neue Formate entwickelt, die zumindest eine Mischform mit lehrenden Dozenten und wenigen Studierenden in den Hörsälen sowie allen anderen Studierenden, die per Kamera online zugeschaltet sind, ermöglichen.
Auf dem erworbenen Grundstück an der Ecke Niederwerrner Straße/Franz-Schubert-Straße, das weitaus größer ist als für das neue Gebäude benötigt wurde, plant der Freistaat Bayern eine nochmalige Erweiterung der FHWS. In den kommenden Jahren soll direkt nebenan ein zweiter Neubau für den Studiengang Robotik errichtet werden.
Hauptgrund für die rege Bautätigkeit ist das kontinuierliche Wachstum der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Da der vorhandene Platz seit Jahren nicht ausreicht und die FHWS bereits Räumlichkeiten angemietet hatte (u.a. den Campus II in der Konrad-Geiger-Straße 2), ist der Ausbau auf dem benachbarten Konversionsgelände eine optimale Möglichkeit. Der Neubau der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen ist, neben dem Bestandsgebäude 21, der zweite Baustein an der neuen Carusallee im Rahmen der Errichtung des internationalen Campus. Im Endausbau sollen bis zu 3.000 junge Akademikerinnen und Akademiker hier studieren.
(Text und alle Fotos: © Pressebüro Stefan Pfister)
Bildbeschreibung Gruppenbild Nr. 1:
FHWS-Präsident Professor Dr. Robert Grebner (Bildmitte), zusammen mit dem Dekan der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen, Professor Dr. Peter Meyer (rechts im Bild), und dem Leiter des Bereichs Hochbau des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, Gerald Langer (links), bei der Inbetriebnahme des Neubaus der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen auf dem Konversionsareal der ehemaligen Ledward Barracks am 29. Oktober 2020. Foto: © Stefan Pfister