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In diesem Jahr jährt sich der Tod von Friedrich Rückert zum 150. Mal. Anlässlich des Jubiläums begeht die Stadt Schweinfurt 2016 ein großes Rückert-Jahr.
Zentrales Element ist die Ausstellung
„Der Weltpoet: Friedrich Rückert (1788–1866) – Dichter, Orientalist, Zeitkritiker“
die von
08.04. – 10.07.2016
in der
Kunsthalle Schweinfurt
zu sehen ist.
Friedrich Rückert, der mit den 1814 erschienenen „Geharnischten Sonetten“ schnell zum ‚Shooting Star‘ in der Szene der Lyrik der Befreiungskriege avancierte, beschrieb sein Leben als Teppich, an dem er ununterbrochen webte. Ein Zitate-Teppich markiert deshalb seinen Lebensweg in der Ausstellung, die in sechs Kapiteln Leben und Werk des zu Schweinfurt geborenen Dichters und Orientalisten Revue passieren lässt.
Rückert wandte sich schon frühzeitig den orientalischen Sprachen und Kulturen zu. Letztlich sollte er aus 44 Sprachen mit 17 Schriftsystemen übersetzen, und es gibt kaum ein kulturell konstituierendes Werk der europäischen oder der orientalischen Literatur, das Rückert nicht zumindest in umfänglichen Auszügen kongenial ins Deutsche übertragen hätte; wie z. B. den arabischen „al-qur‘ān“ (القرآن), das persische Nationalepos „šāhnāmeh“ (شاهنامه), das indische Volksepos „mahābhārata“ (महाभारत) oder die älteste Gedichtsammlung der Welt überhaupt, das chinesische „shījīng“ (詩經). Letzteres zwar aus dem Lateinischen, jedoch in visionärer Qualität.
Anhand von Manuskripten, Büchern, Bildern und Lebenszeugnissen wird neben seinem dichterischen Schaffen natürlich auch sein wissenschaftliches Wirken an den Universitäten Erlangen (1826 – 1841) und Berlin (1841 – 1848) dargestellt. Auch gilt es, sowohl die Bedeutung zu seiner Zeit (Kontakte und Freundschaften zu Johann Wolfgang v. Goethe, Alexander v. Humboldt, Brüder Grimm, Gustav Freytag, Felix Dahn etc.) als auch die Rezeptionsgeschichte bis auf den heutigen Tag entsprechend herauszustellen (Friedrich Engels, Friedrich Nietzsche, Nobelpreisträger Paul Heyse, Vincent van Gogh, Thomas Mann, Hermann Hesse, Hans Magnus Enzensberger, Wolfgang Koeppen, Marcel Reich-Ranicki, etc. zzgl. der Vertonungen durch Franz Schubert, Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms, Gustav Mahler, Richard Strauss, Alban Berg, Bedřich Smetana u. v. a. m.). Natürlich dürfen in der Ausstellung auch ‚Verehrer‘ wie Donald Duck und Janosch keinesfalls fehlen.
Nach Beendigung seiner Berliner Lehrtätigkeit im Jahre 1848 zog sich Rückert auf sein Landgut in Neuses bei Coburg zurück, wo er in seinem bis heute noch Großteils unveröffentlichten Alterswerk, dem „Liedertagebuch“, bereits in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts viele der ökologischen und gesellschaftlichen Folgen der aufkommenden Industrialisierung scharfsinnig vorhergesagt.
Angesichts des sich als immer dringlicher erweisenden interkulturellen Dialogs und der anstehenden gesellschaftlichen wie ökologischen Herausforderungen möchte die von Schweinfurt konzipierte Ausstellung am Beispiel von Friedrich Rückerts Leben und Werk ein reiches Tableau darbieten, das das breite Spektrum von literarischer Selbstfindung zu Zeiten der Befreiungskriege, über biedermeierlichen Widerstand kraft kultureller Weltoffenheit, bis hin zur Frage des Alterns in Würde umfasst.
Die Ausstellung wird anschließend in angepasster Form in den beiden anderen bayerischen Rückert-Städten Erlangen (24.07. bis 13.11.2016) und Coburg (14.01. bis 17.04.2017) gezeigt.
Die Ausstellung „Der Weltpoet: Friedrich Rückert (1788–1866) – Dichter, Orientalist, Zeitkritiker“ ist von 8. April bis 10. Juli in der Kunsthalle in Schweinfurt zu sehen. Viele Originalobjekte aus dem Nachlass, Inszenierungen und Klanginstallationen laden ein, Leben, Werk und Zeit Rückerts zu entdecken. Bildquelle: Stefan Pfister
zuletzt geändert: 08.04.2016