Durch diese Standortschließungen werden große Flächen und Liegenschaften nicht mehr benötigt. Den damit ausgelösten Prozess der Umwandlung bzw. Umnutzung für zivile Zwecke nennt man Konversion. Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen Wort "conversio", was so viel wie Umwenden und Verändern bedeutet.
Dieser Prozess eröffnet den betroffenen Regionen große Chancen. Es werden weitläufige, zusammenhängende und meist erschlossene Flächen frei. Durch die Wiedereingliederung dieser bislang abgeschotteten, oftmals inselgleichen Flächen in die zivile Stadtfläche ergeben sich einmalige Möglichkeiten für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung.
Handlungsmöglichkeiten einer Kommune
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat in seiner Sitzung am 21.03.2012 beschlossen, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die jeweiligen Konversionsflächen an Gebietskörperschaften (= Kommunen) bzw. an privatrechtliche Unternehmen, an denen die Gebietskörperschaft mehrheitlich beteiligt ist, zum gutachterlich ermittelten Verkehrswert ohne Bieterverfahren veräußert (sogenannte „Erstzugriffsoption“).
Der komplette oder teilweise Erwerb der ehemals militärisch genutzten Liegenschaft ist demnach eine von drei Optionen, die sich einer Konversionskommune bietet. Zweitens kann die Kommune ausschließlich ihre Planungshoheit und ihr Baurecht nutzen.
Die dritte Möglichkeit besteht darin, dass sie unter Nutzung der Planungshoheit in ein moderiertes Verfahren mit dem Eigentümer eintritt, ein Modell, das beispielsweise die Stadt Hanau praktiziert.
Konversion in Schweinfurt
Anfang 2012 stand endgültig fest, dass die komplette Garnison und damit alle US-Liegenschaften in Schweinfurt bis Ende 2014 aufgelöst werden. Dies bedeutete, dass mehrere Tausend Menschen die Region Schweinfurt verlassen werden.
Zum Jahresende 2014 wurden sämtliche US-Liegenschaften, die auf dem Stadtgebiet der Stadt Schweinfurt liegen, an die Bundesrepublik Deutschland, verwaltet von der BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), zurückgegeben.
Die Stadt Schweinfurt stand und steht vor der großen Herausforderung, die freiwerdenden Flächen (insgesamt rund 74 ha allein im Stadtgebiet) einer sinnvollen und nachhaltigen Nutzung zuzuführen.
Im Gegensatz zu anderen Konversionsstandorten hat sich die Stadt Schweinfurt bereits 2012 und damit bereits sehr frühzeitig mit dem Prozess sowie den Folgen der Konversion auseinandergesetzt, die notwendigen Schritte eingeleitet und damit den Grundstein für einen erfolgreichen Ablauf gesetzt.
Im März 2013 konnte die Stadt das Konversionsgutachten von BulwienGesa vorstellen. Ein wesentlicher Bestandteil war hier auch die Bürgerbeteiligung: Auf der Online-Plattform „Zivilarena“ konnten alle interessierten Bürger Ihre Ideen und Vorstellungen einbringen.
Im Februar 2014 unterzeichneten die Stadt Schweinfurt, die Gemeinden Dittelbrunn, Geldersheim, Niederwerrn und Üchtelhausen sowie der Landkreis Schweinfurt gemeinsam mit der BImA eine Konversionsvereinbarung als Basis für die weitere Zusammenarbeit.
Mit dem Kauf der Ledward Barracks am 26.02.2015 hatte die Stadt Schweinfurt die erste der drei ehemaligen US-Kasernen auf Schweinfurter Gemarkung erworben – weniger als ein halbes Jahr, nachdem die letzten amerikanischen Soldaten Schweinfurt verlassen hatten.
Im April 2015 konnte sich die Bevölkerung vor Ort ein Bild von Ledward machen. Schätzungen zufolge kamen etwa 15.000 Menschen. Viele Besucher fühlten sich aufgrund der guten Verpflegung und der lockeren Atmosphäre an das frühere deutsch-amerikanische Volksfest erinnert.
2016 erwarb die Stadt Schweinfurt die Areale Kessler Field / Yorktown Village und Askren Manor (jetzt Bellevue). In beiden Liegenschaften fand noch im selben Jahr ein Tag der offenen Tür statt. Beide Veranstaltungen waren erneut sehr gut besucht, nicht zuletzt wegen der zum Verkauf stehenden Doppelhaushälften.
Aufgrund der durchdachten Vorbereitung, der parallelen Überplanung, des zügigen Flächenerwerbs sowie des schnellen, teilweisen Weiterverkaufs an den Freistaat Bayern, das Studentenwerk, die International School Mainfranken oder auch an private Interessenten, wird die Konversion in Schweinfurt auch als „Turbokonversion“ bezeichnet.