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Friedrich Rückert (1788 - 1866)

RückertJohann Michael Friedrich Rückert, so der volle Name, erblickte „den 16. [Mai 1788] früh um 6 Uhr“ im Eckhaus am Markt unweit des Rathauses in Schweinfurt das Licht der Welt. Nachdem sein Vater eine Anstellung als „Amtmann“ in Oberlauringen erhalten hatte, verließ die Familie 1792 zunächst Schweinfurt. Als Vierzehnjähriger kehrte Rückert 1802 zurück nach Schweinfurt, um seine Schulbildung in der Lateinschule, dem „Alten Gymnasium“, abzuschließen. Ab 1805 studierte er Jura, mit Beginn des 2. Semesters jedoch Philologie und Philosophie in Würzburg und Heidelberg. Von Herbst 1810 bis Frühjahr 1811 promovierte und habilitierte Rückert in Jena. Für zwei Semester hielt er Vorlesungen in Altphilologie und wirkte schließlich – wenn auch nur kurze Zeit – als Gymnasiallehrer und Privatgelehrter. 


Von 1815 bis 1817 arbeitete Rückert dann als Redakteur beim „Morgenblatt für gebildete Stände“ in Stuttgart; den Sommer 1817 verbrachte er in Italien. Bei seiner Rückkehr über Wien lernte er den Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856) kennen, mit dessen Hilfe er seine vorhandenen Kenntnisse der arabischen und der persischen Sprache weiter vertiefte.
 

Rückert_Luise1820 zog Rückert nach Coburg, um dort sich dort an der Herzoglichen Bibliothek seinen Sprachstudien zu widmen. Er nahm Quartier im gegenüber des Schlosses Ehrenburg gelegenen Hause des Archivars Johann Albrecht Christoph Fischer (1764-1836). Dort lernte er die Stieftochter des Hausbesitzers kennen, seine spätere Frau Luise Wiethaus-Fischer (1797-1857). In der Zeit des Werbens um Luise verfasste Rückert rund 300 Gedichte, die zunächst vereinzelt, 1834 dann in einer ersten Gesamtausgabe seiner Werke zu „Sträußen“ gebunden als „Liebesfrühling“ erschienen. 1821 fand die Hochzeit mit Luise Wiethaus-Fischer statt.


1826 folgte Rückert dem Ruf als Professor für orientalische Sprachen und Literaturen nach Erlangen. Zahlreiche Übertragungen und Übersetzungen von Werken aus unterschiedlichsten Sprach- und Kulturkreisen entstanden in dieser Zeit. Im Winter 1833/34 traf die inzwischen auf sechs Kinder angewachsene Familie ein harter Schicksalsschlag: die Rückert-Kinder erkrankten an Scharlach, die beiden jüngsten – Ernst und Luise – fielen der Krankheit zum Opfer und verstarben kurz nacheinander. Begraben liegen sie auf dem Erlanger Neustädter Friedhof. In über 500 Gedichten, den „Kindertodtenliedern“, hat Rückert versucht, den Tod seiner beiden Kinder zu verarbeiten. 
 

Von 1841 bis 1848 hatte Rückert eine Professur in Berlin inne, wohin er vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) – dem „Romantiker auf dem Thron – berufen worden war. Dort hielt er allerdings nur in den Wintersemestern Vorlesungen, die Sommersemester verbrachte er auf seinem Landgut Neuses bei Coburg. Auf eigenen Wunsch zog sich Rückert 1848 aus dem Universitätsbetrieb zurück und verbrachte die letzten 18 Jahre seines Lebens in Neuses, wo er am 31. Januar 1866 verstarb. Beigesetzt wurde er am 3. Februar auf dem Friedhof in Neuses neben seiner Frau Luise.​​​​​​​

Rückert_Werk

Friedrich Rückert hinterließ der Nachwelt ein enormes Werk an Übersetzungen, kongenialen Nachdichtungen und zum Teil sehr persönlicher Lyrik. Als Verfasser von Gedichten zählte er zu den meistgelesenen Schriftstellern seiner Zeit, ist aber heute ein wenig in Vergessenheit geraten. Zu seinen bekanntesten Werken zählen der Gedichtzyklus Liebesfrühling, die Kindertodtenlieder und Die Weisheit des Brahmanen, ein Lehrgedicht, das allein über 2.700 Einzelgedichte umfasst. Insgesamt hat Rückert etwa 25.000 Gedichte verfasst, viele davon wurden von berühmten Komponisten wie Franz Schubert, Robert Schumann oder Gustav Mahler vertont.
 

Im Laufe seines Lebens hat sich Rückert etwa 44 Sprachen angeeignet; die Liste reicht von Afghanisch (Paschtu), Albanisch, Arabisch über Finnisch oder Französisch bis zu Syrisch, Tamil, Telugu und Türkisch. Daran ist besonders bemerkenswert, dass Rückert die meisten dieser Länder nie besucht hat. Dennoch konnte er zahlreiche Werke aus diesen Sprachen ins Deutsche übersetzen, darunter aus dem Arabischen Teile des Koran, die Makamen des Hariri oder das persische Nationalepos Schah-name.
 

Die Stadt Schweinfurt ehrte ihren großen Sohn durch das unübersehbare Denkmal auf dem Marktplatz und nicht zuletzt durch den Erwerb des Großteils seines Nachlasses, der vor allem im Schweinfurter Stadtarchiv der Forschung zur Verfügung steht. Darüber hinaus hat die Rückert-Gesellschaftexterner Link in Schweinfurt ihren Sitz. Sie besteht seit 1963 und zählt rund 200 Mitglieder (Stand 2024).
 

Kontakt
Stadt Schweinfurt
Markt 1
97421 Schweinfurt
Tel: +49 (9721)51-0
Fax: +49 (9721)51-266
E-Mail: buergerservice@schweinfurt.de

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