Es war eine bewegende Abschiedsfeier, nicht nur für den scheidenden Geschäftsführer selbst, sondern auch für die Gäste, darunter Aufsichtsräte, Stadträte und Mitarbeiter. Denn mit Schmuker geht Ende März eine Institution von Bord, die „eine Ära geprägt hat“, sagte Dr. Johannes Mühler als dienstältester Chefarzt stellvertretend für seine Kollegen. Diese sei eine „Erfolgsgeschichte“, lautete die Bilanz von Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Dass das Leopoldina heute ein modernes und auch wirtschaftlich gut geführtes Schwerpunkt-Krankenhaus für die Region ist, bezeichnete der OB als ein „Gemeinschaftswerk“. Dazu brauche es aber einen Steuermann, der einem solchen Haus Führung, Impulse und ein Wir-Gefühl gibt. „Das haben Sie mit Hand und Herz und ganzer Hingabe getan. Das Leopoldina war Ihr Kind.“
Neben vielen Lob- und Dankesworten prägte eine Zeitreise in die beiden zurückliegenden Dekaden der Krankenhaus-Geschichte die Reden bei der Feier im Glasübergang der 8. Etage am 5. Februar 2020. Adrian Schmuker war ein Vielfaches länger Geschäftsführer als viele Chefs anderer Krankenhäuser in Bayern; der Durchschnitt liegt bei nicht einmal fünf Jahren für das gleiche Haus. Für ihn selbst ist dies ein Zeichen großen Vertrauens durch die beiden Oberbürgermeister während seiner Dienstzeit, wofür er sich ausdrücklich bedankte.
Gleich zu Beginn seiner Arbeit in Schweinfurt am 1. Oktober 1998 erlebte er die Umwandlung des Leopoldina von einem städtischen Eigenbetrieb in eine eigenständige Gesellschaft mit beschränkter Haftung. „Es waren keine leichten Jahre“, resümierte OB Remelé in seiner Laudatio. Schmuker selbst beschrieb die „sehr schwierige Situation“ wie folgt: Das Haus hatte tiefrote Zahlen geschrieben, der angepeilte Verkauf an das Rhön-Klinikum für eine symbolische Mark war mit nur einer Stimme im Stadtrat gescheitert, mit Geld aus den leeren städtischen Kassen war nicht zu rechnen und gerade war der letzte Bewerber für die Geschäftsführerposition abgesprungen. Just mit diesen Fakten konfrontiert, habe ihn die damalige Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser gefragt: „Wäre das nicht etwas für Sie“, erinnerte sich Adrian Schmuker mit einem Schmunzeln an dieses außergewöhnliche Bewerbungsgespräch. Für den Oberschwaben, der zu jener Zeit im Bereich Krankenhausfinanzierungen tätig war und das Leopoldina schon länger kannte, war es kein Hindernisgrund. Er sagte zu. „Denn ich wusste auch um die Stärken des Hauses aus vielen Gesprächen mit Mitarbeitern.“
Nach ersten harten Jahren ging es kontinuierlich aufwärts. Schmuker investierte, expandierte und modernisierte, entwickelte das Haus auch medizinisch weiter und traf „wichtige Weichenstellungen zur richtigen Zeit“ (Dr. Mühler). Dazu zählen die Gründung der Leo-Service GmbH (1999) und des Zweckverbandes Krankenpflegeschule gemeinsam mit dem Landkreis Haßberge (2002), der Bau der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (2006), die Umgestaltung und der Neubau des Eingangsbereichs (2009) sowie als „Meilenstein für die medizinische Versorgung“ (OB) die Errichtung des Gesundheitsparks mit Medizinischem Versorgungszentrum unterhalb des Leopoldinas ab dem Jahr 2009.
„Sie haben viele Akzente gesetzt“, dankte der OB und ging so weit in seiner Aussage, dass ohne diese und weitere Maßnahmen das Krankenhaus nicht mehr bestünde. Darin bezog er auch den ersten Notfalltarifvertrag mit ein, mit dem es gelang, einen Personalabbau zu verhindern.
Dr. Johannes Mühler lobte Schmuker für die Investitionen, Innovationen und für sein stilistisches Gespür bei Umbauten, sowie für seine Kontinuität und Verlässlichkeit. Trotz mancher Diskussionen habe er nie ärztliche Freiheiten eingeschränkt und eine kurzfristige Gewinnmaximierung im Sinn gehabt. „Es ist auch Ihr Verdienst, dass wir heute nicht Bestandteil eines Shareholder-Value-Gesundheitskonzerns sind.“
Der scheidende Geschäftsführer sprach allen Beschäftigten, nicht-leitendem und leitendem Personal, seinen Dank für die Loyalität auch in schwierigen Zeiten aus. „Ohne Sie würde das Krankenhaus nicht da stehen, wo es heute ist“, betonte Adrian Schmuker. An der Entwicklung zum Schwerpunkt-Versorger und damit zur zentralen medizinischen Anlaufstelle der Region hätten viele mitgewirkt. In seiner Auflistung nannte er neben den niedergelassenen Ärzten auch die vielen Partner des Krankenhauses. Das Leopoldina ist seiner Ansicht nach medizinisch hervorragend aufgestellt, rundum erneuert und von 1.600 auf 2.200 Mitarbeiter angewachsen. Für ihn steht fest: „Ich könnte mittlerweile als Patient vorbehaltlos in alle Kliniken gehen.“
Seinem Nachfolger Jürgen Winter wünschte er für sein künftiges Wirken alles Gute. Zuvor hatte Oberbürgermeister Remelé den 51-Jährigen als neuen Geschäftsführer herzlich willkommen geheißen. „Sie übernehmen ein gut geführtes Haus, das schwarze Zahlen schreibt. Aber die Herausforderungen werden größer“, sagte er und sicherte dem neuen Geschäftsführer dabei die Unterstützung des Stadtrates zu.
Der gebürtige Mittelfranke hat bereits zum 1. Januar 2020 seinen Dienst in Schweinfurt angetreten. Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften ist Winter seit 25 Jahren im Krankenhauswesen in verschiedenen Funktionen tätig. 17 Jahre arbeitete er als Vorstand in einem kommunalen Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 400 Planbetten an zwei Standorten. Der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder war bis vor kurzem ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Klinik-Kompetenz-Bayern eG, einem Verbund von 60 überwiegend kommunalen Einrichtungen in Bayern sowie erfahrener Seminardozent auf dem eigenen Fachgebiet und für Lean Management im Gesundheitswesen.
„Das Leopoldina-Krankenhaus hat in Kollegenkreisen einen hervorragenden Ruf. Ich bin glücklich, dass ich die Nachfolge antreten darf“, sagte Jürgen Winter in einer Ansprache und bedankte sich ausdrücklich bei seinem Vorgänger für dessen Verdienste. Adrian Schmuker überreichte er im Namen der Belegschaft unter anderem einen Spaten als Geschenk. Der 65-Jährige baut gerade ein Eigenheim im Landkreis Bad Kissingen, wo er sich demnächst niederlassen wird.
(Text und Fotos © Pressebüro Stefan Pfister, Schweinfurt)
Bildbeschreibung Gruppenfoto oben:
von links: Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Heidrun und Adrian Schmuker, sowie Gerlinde und Jürgen Winter, der neue Geschäftsführer des Leopoldina Krankenhauses.