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Die INSM hat in ihrer aktuellen Untersuchung ermittelt, dass lediglich 4,0 Prozent aller Schulabsolventen in Schweinfurt im Jahr 2008 ohne einen Abschluss abgegangen sind. Durchschnittlich liegt diese Quote im „Städte-Ranking 2010“ bei 7,5 Prozent. Das bedeutet Rang vier für Schweinfurt im Vergleich aller großen deutschen Städte und sogar Platz eins in Bayern! Der für die Schulen zuständige Referent der Stadt Schweinfurt, Jürgen Mainka, zeigt sich hocherfreut über dieses Ergebnis. „Wir kennen den Trend, dass unsere Schulen erfolgreich arbeiten. Dass es aber so erfolgreich ist, hat selbst uns überrascht.“
Für den Referenten und seinen Amtsleiter René Gutermann ist der Erfolg nachvollziehbar, weil die Stadt ein langfristiges Konzept verfolgt. Das beinhaltet seit Jahren eine Kombination aus Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass kein Schüler „durchs Raster fällt“, sprich die Schule, besonders die Hauptschule ohne Abschluss verlässt, sagt Mainka. Die Statistik des Amtes verdeutlicht zum Beispiel für den Bereich Hauptschule: Die „Entlassschüler“, die ohne einen Hauptschulabschluss im Schuljahr 2007/2008 an den vier Hauptschulen in der Stadt (Albert-Schweitzer-Schule – ASS, Auenschule – AS, Friedenschule – FS, Montessori – MS) abgegangen sind, belaufen sich auf nur 4,98 Prozent.
Die Maßnahmen an den Schulen in Schweinfurt sind vielfältig. Ganztages- und Praxisklassen, das Projekt „Pro Praxis“, Hausaufgabenbetreuung und Deutschlernkurse sowie der Einsatz von Jugendsozialarbeitern an Schulen. „Ich wäre überrascht, wenn sich alle diese Maßnahmen nicht auszahlen würden“, stellt Mainka zufrieden fest.
Priorität genießt die Einrichtung von Ganztagesklassen in gebundener Form. Das bedeutet, dass die Schüler einen rhythmisierten Unterricht in der Zeit von 8.00 bis ca. 16.00 mit Nachmittagsschule erhalten. Seitdem 2002 die erste an der ASS installiert wurde, sind viele weitere Klassen hinzugekommen. Heute gibt es 15 Ganztagesklassen an fünf Schulen. Investiert wurden bis heute fast vier Millionen Euro, hiervon 1,12 Millionen Euro aus städtischen Eigenmitteln. 2011 folgt dann noch der Umbau der Gartenstadt-Grundschule zur Ganztagesschule. Hierfür sind weitere rund 220.000 Euro vorgesehen. Dies alles zahle sich aus, meinen Mainka und Gutermann unisono, man sei auch überzeugt, dass das gebundene Schulmodell das pädagogisch sinnvollere sei. Großes Lob haben beide auch für den Stadtrat parat, der diesen eingeschlagenen Weg der Verwaltung stets mitgetragen habe.
Die „Praxisklassen“ fördern stattdessen Schüler mit speziellen Leistungsrückständen in einer eigens hierfür zusammengefassten Klasse an der Frieden-Hauptschule. In Zusammenarbeit mit der Spengler-Innung werden Praxiswissen vermittelt und die Schüler auf die Berufswelt vorbereitet. 80 Prozent der Kosten stammen aus dem Topf des Europäischen Sozialfonds. Die Stadt Schweinfurt hat das Projekt bislang mit weit über 50.000 Euro unterstützt.
Während die Schüler in den Praxisklassen in einem eigenen Klassenverband eingebunden sind, sieht das Projekt „Pro Praxis“ – eingeführt im Schuljahr 2006/2007 – eine stärkere Berufsorientierung der Schüler durch praktische Erkundungswochen und regelmäßige Praxistage in Betrieben vor. Sie sollen auf diese Weise frühzeitig an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Alle Hauptschulen der Stadt sind daran beteiligt, die jährlichen Kosten betragen rund 140.000 Euro. Doch der Erfolg ist messbar: Über 52 Prozent der Schüler mit Pro-Praxis-Erfahrung erhielten 2008 eine Ausbildung, ohne Pro Praxis waren es nur 21 Prozent.
Sukzessive ausgebaut hat die Stadt Schweinfurt zudem die Jugendsozialarbeit an Schulen seit dem Jahr 2003. Für die Umsetzung wurden freie Träger beauftragt, die eng mit der Stadt, der Jugendhilfe, dem staatlichen Schulamt und der Schulleitung kooperieren. Betreut werden hierbei verhaltensauffällige Schüler, übrigens nicht nur in der Schule, sondern auch in Zusammenarbeit mit den Eltern beispielsweise zuhause. Ziel ist es, betroffene Kinder trotz Auffälligkeiten in der Regelklasse zu belassen. Die Jugendsozialarbeit wird aktuell an sieben Schulen angeboten, für die Umsetzung sind sechs Sozialpädagogen verantwortlich. Neben dem staatlichen Zuschuss und dem Eigenanteil des Trägers finanziert die Stadt Schweinfurt diese Maßnahme jährlich mit rund 50 Prozent der Gesamtkosten. Im Jahr 2011 belaufen sich diese voraussichtlich auf 190.000 Euro.
Damit jeder Schüler eine Chance auf einen Ausbildungsplatz bzw. Arbeitsplatz hat, lässt die Stadt – trotz der vielen erfolgreichen Projekte – nichts unversucht. Deshalb wird ab dem Schuljahr 2011/2012 ein weiteres Vorhaben gestartet: Die besondere pädagogische Einrichtung einer jahrgangsübergreifenden Klasse (7. - 9. Jahrgangsstufe) für Schüler mit hohem sozialen und emotionalen Förderbedarf. Gemeinsam mit dem Landratsamt beschreitet die Stadt Schweinfurt mit diesem Modellversuch einen weiteren neuen Weg. „Dies wie auch alle anderen Maßnahmen zeigen deutlich auf, dass wir keinen Schüler hängen lassen und alles versuchen, diese zu fördern und ihnen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben“, betont Jürgen Mainka.
Die Stadt Schweinfurt belegt beim Städte-Ranking 2010 im Gesamtklassement den 16. Platz unter allen 100 einwohnerstärksten kreisfreien Städten in Deutschland. Dies ist das Ergebnis des siebten wissenschaftlichen Städterankings der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in Kooperation mit der WirtschaftsWoche. Die Studie berücksichtigt zahlreiche ökonomische und strukturelle Indikatoren wie Arbeitseinkommen, Bruttoinlandsprodukt und Investitionsquote. Hervorgehoben wird besonders die hohe Wirtschaftsleistung der Stadt, die überproportional viele Pendler anzieht. Hier landet Schweinfurt bundesweit auf Platz 1.
(Text: Stefan Pfister, Fotos: Stadt SW + Stefan Pfister)