Auch in diesem Jahr präsentiert das Kulturforum eine Ausstellung in der Reihe „Made in Schweinfurt“. Nach der erfolgreichen Mitmach-Ausstellung „Pay Day – Heute regierst du die Stadt“ widmet sich die diesjährige Ausstellung dem 200jährigen Jubiläum der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge. „Mach mehr aus deiner Knete“ lautet der Titel der Familienausstellung, die vom 26. Mai bis 5. November in der Ausstellungshalle Altes Rathaus zu sehen ist.
Zu „Mariä Lichtmess“ am 2. Februar 1823 hatte die neugegründete Schweinfurter Sparkasse ihren ersten Geschäftstag und einen Tag später ihre erste Kundin: Eva Kraußin aus Manau bei Hofheim zahlte 20 Gulden ein. Heute entspräche diese Summe einem Gegenwert von rund 530 Euro. Offenkundig des Schreibens nicht mächtig, bestätigte Eva Krauß im Einlagenbuch der Sparkasse ihre Einzahlung mit drei Kreuzen. Vermutlich war sie als Dienstbotin in einem Haushalt in Schweinfurt beschäftigt. Für Dienstboten wie Eva Krauß war Lichtmess Anfang und Ende des Arbeitsjahres und somit auch Zahltag.
„Damit den hiesigen unbemittelten Einwohnern, besonders den Dienstboten Gelegenheit verschafft werde, ihre Ersparnisse sicher auf Zinsen anzulegen und sich nach und nach ein Kapital zu sammeln […]“ so gibt die erste Satzung der „Städtischen Sparkasse Schweinfurt“ aus dem Jahr 1823 den Gründungszweck der Sparkasse an. Eva Krauß gehörte zu eben jenen Kunden, für die die Sparkasse gegründet wurde. Ganz neu war der Sparkassengedanke indes nicht: bereits im 18. Jahrhundert gab es in ganz Europa Bestrebungen, das Problem der Armut zu bekämpfen. Sozial schwächer Gestellten sollte durch Sparen die Möglichkeit gegeben werden, eigenständig Vorsorge treffen zu können gegen Verdienstausfälle wegen Krankheit und Arbeitslosigkeit oder Geld für das Alter zurückzulegen.
Vorangetrieben wurde die Idee der Vorsorge durch die fatalen Auswirkungen des 1816 herrschenden „Jahres ohne Sommer“ mit Überschwemmungen und Missernten, die letztendlich zur größten Hungersnot des 19. Jahrhunderts führten. König Max I. Joseph von Bayern erließ im November 1823 eine „Allgemeine Verordnung das Armenwesen betreffend“, in der er den Gemeinden die „Bildung von Sparkassen für Zeiten des Alters und der Not“ auferlegte. „Hilfe zu Selbsthilfe“ lautete der Hauptzweck der Sparkassengründungen, gleichzeitig gab der Staat mit dieser Verordnung das Problem der Armenfürsorge an die Kommunen ab.
Ihren Sitz hatte die Schweinfurter Sparkasse zunächst im Rathaus und war institutionell mit dem städtischen Leihhaus verbunden. Beide Institute standen unter städtischer Verwaltung. Die Kunden konnten ihre Einzahlungen zunächst nur zu Lichtmess (2. Februar), Walpurgis (1. Mai), Jakobi (oder 1. August) und Allerheilgen (1. November) tätigen. Eingelegte Gelder wurden zu 3,5 Prozent verzinst, die Einlagenhöhe war auf 100 Gulden festgelegt. Dies entspräche einer heutigen Kaufkraft von rund 2.700 Euro. Mit der Zeit stieg die Zahl der Kunden an. Bis 1841 sind 488 Sparer beiderlei Geschlechts zu verzeichnen. Und auch Wilhelm Sattler – obwohl kein Dienstbote – legte zu Allerheiligen 1823 30 Gulden für seinen damals 13jährigen Sohn Jens an.
Aus den zu klein gewordenen Räumen im Rathaus zog die Sparkasse 1914 in Räume des städtischen Amtsgebäudes in die Lange Zehntstraße. Die Geschäftsräume bestanden aus einem Kassenlokal und einem Warteraum; die Verbindungstür war mit einem elektrischen Türöffner ausgestattet. Es sollte immer nur ein Kunde den Schalterraum betreten können, um Diskretion zu gewährleisten. Und sogar ein feuer- und diebstahlsicherer Tresor wurde angeschafft! Mit Zunahme der Aufgaben der Sparkasse stieg auch der Personalbestand und somit der Platzbedarf. 1935 konnte ein neues Sparkassengebäude am Roßmarkt eröffnet werden: die alte Schranne samt Nebengebäuden, wo sich bis heute das Kundenzentrum der Sparkasse befindet.
Zweihundert Jahre Sparkassengeschichte in Schweinfurt - Grund genug, die diesjährige Ausstellung des Kulturforums im Rahmen der Reihe „Made in Schweinfurt“ der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge zu widmen. Unter dem Titel „Mach mehr aus deiner Knete“ stellt die für junge und nicht mehr ganz so junge Besucher konzipierte Schau in vier Themenbereichen Wissenswertes rund um die Themen Sparkasse und Sparen vor. Zahlreiche Mitmach-Stationen machen den Ausstellungsrundgang zu einem unterhaltsamen Erlebnis! Und vielleicht erfährt der ein oder die andere, wie er oder sie mehr aus der Knete machen könnte.
„Mach mehr aus deiner Knete“, 26. Mai bis 5. November 2023
Ausstellungshalle Altes Rathaus
Markt 1
97421 Schweinfurt
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Weitere Sonderöffnungszeiten in der Tagespresse und im Internet
Führungen und Sonderöffnungen auf Anfrage möglich!
Tel.: 09721 -514770
kulturforum@schweinfurt.de
Eintritt frei!
Fotos: Katharina Christ
Ein Begleitprogramm rundet das Ausstellungserlebnis ab:
28.06. - 18:00 Uhr „Jetzt mal ehrlich – ist ein Finanzplan wirklich nötig?“
30 Minuten Rede und Antwort mit Nico Hildmann von der Startbahn27
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02.07. - 14:00 Uhr „Spaßkasse“ – Die spaßige Jubiläumsführung durch die Stadt
90 Minuten Führung mit Michael Schmid
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02.08. - 18:00 Uhr „Kontinuität, Umbrüche und Wandel. Grundzüge der Geschichte Schweinfurts vom frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart“
Impulsvortrag mit Prof. Dr. Matthias Stickler / Würzburg
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10.09. - 14:00 Uhr „Kneten, was das Zeug hält“
Familien Knet-Event mit der Schweinfurter KNETÄ-Gründerin Lisa Stein
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14.09. - 19.30 Uhr Finanzkabarett mit Chin Meyer in Kooperation mit der Disharmonie Schweinfurt e.V.
13.10. - 18:00 Uhr „Sparkassen-Zeitreise“
Im Gespräch mit Sparkassenmitarbeitern der letzten 60 Jahre
Hier können Sie sich anmelden.
Hinweis: Teilnahme an den Veranstaltungen nur mit Voranmeldung ab 1. Juni 2023 hier auf der Homepage.
Jedes Event mit Cocktailbar. Gesponsert von der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge
Über das Kulturforum
Die Stadt Schweinfurt errichtet derzeit im Altstadtbereich ein „Kulturforum“, das drei historische Baudenkmäler – das Alte Gymnasium mit dem daran anschließenden Stadtschreiberhaus sowie die Reichsvogtei – mit einem ergänzenden Neubau zu einem neuen „multifunktionalen“ Ensemble verbindet. Hier soll ein moderner kultureller Treffpunkt mit vielfältigen Aktivitäten entstehen, wo nicht nur die Schweinfurter Geschichte in einem modernen Museum dargestellt werden soll, sondern wo wir uns auch mit aktuellen Fragestellungen einer ethnisch, kulturell und sozial vielfältiger werdenden Stadtgesellschaft aktiv auseinandersetzen wollen.
Wir wollen mit dem Kulturforum einen offenen und lebendigen Ort schaffen, an dem alle Besucher willkommen sind – unabhängig ihrer Herkunft, ihres Alters oder ihrer gesellschaftlichen Schicht. Unsere Besucher sollen im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen, ganz egal, ob sie aus Schweinfurt kommen oder nur zu Besuch in unserer Stadt sind. Besonders freuen wir uns auf die Besuche von Kindern/Schulgruppen, Familien und Senioren. Darüber hinaus möchten wir natürlich neue Besuchergruppen für das Kulturforum begeistern und zu häufigen Besuchen in unserem Haus anregen.
Ein ansprechend gestalteter Eingangsbereich soll unseren Besuchern als „Wohnzimmer“ außerhalb der eigenen vier Wände dienen. Hier soll man sich treffen, austauschen, nachdenken und wohlfühlen können.
Im Stadtmuseum in der ehemaligen Reichsvogtei möchten wir den Besuchern einen Ausflug in die Vergangenheit anbieten. Anschaulich und kurzweilig werden wir hier die Geschichte der Stadt Schweinfurt präsentieren, denn: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ Dazu bieten wir eine Vielfalt interaktiver und partizipativer Angebote, die es unseren Besuchern einfach machen sollen, sich die relevanten Themen der Schweinfurter Stadtgeschichte zu erschließen.
Das ehemalige „Alte Gymnasium“ wird zum Aktionshaus werden, in dem Kreativität groß geschrieben wird. Im Aktionshaus möchten wir unseren Besuchern im wahrsten Sinne des Wortes „Raum geben“ für unterschiedlichste Aktivitäten – handwerkliche und künstlerische Gestaltung sollen hier ebenso eine Rolle spielen wie musikalische, sprachliche oder wissenschaftliche Veranstaltungen.
Wenn Sie Anregungen oder auch Fragen haben, können Sie sich gerne bei uns unter 09721-51-4770 oder unter kulturforum@schweinfurt.de melden.
Bild: Entwurf von BOK + Gärtner GmbH