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Visionäre Wasserstoff-Idee beim "Zukunftsforum 2020": 1. Schweinfurter Zukunftspreis geht an Peter Rumpel

Erstmals hat die Stadt Schweinfurt einen Zukunftspreis verliehen. Die mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnung erhielt Peter Rumpel für seine visionäre Idee zum Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes inklusive Wasserstofferzeugung in Schweinfurt. Es war der Höhepunkt beim „Zukunftsforum Schweinfurt 2020“, bei dem Experten sich zur Energie und Mobilität von Morgen austauschten und dabei den Fokus speziell auf die Brennstoffzellentechnologie legten. Eine wichtige Erkenntnis: Es wird künftig nicht mehr eine bestimmende Technik, sondern eine Vielfalt von Antrieben geben. (MIT BILDERGALERIE)

Zum Zukunftsforum hatten Stadt und Landkreis Schweinfurt mit Unterstützung der IHK Würzburg-Schweinfurt eingeladen. Als Hauptgründe, eine solche Veranstaltung mit zahlreichen Fachvorträgen auszurichten, nannte Oberbürgermeister Sebastian Remelé die Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (59)großen Herausforderungen bei der Energieversorgung und Mobilität, die man gemeinsam stemmen müsse. Hierbei müssten Antworten auf „Schicksalsfragen“ für Schweinfurt und die Region gefunden werden: „Wo kommt die Energie künftig her? Wie kann Schweinfurt seinen mit einer Großstadt vergleichbaren Energiehunger stillen? Wie bewegen wir uns in Zukunft fort? Und wie werden die Fahrzeuge angetrieben?“ Bei allen offenen Fragen mahnte der OB an, keinen Keil zwischen Ökologie und Ökonomie zu treiben. „Den können wir uns nicht leisten!“

Landrat Florian Töpper betonte in seinem Grußwort, dass man gemeinsam alles tue, damit sich die Unternehmen in der Region gut aufgehoben fühlten. Es werde Veränderungen geben, so Töpper weiter, die es zu nutzen gelte und die Chancen böten. Sieben Experten aus der Wissenschaft und Industrie hatten die Veranstalter zum „Zukunftsforum Schweinfurt 2020“ am 3. Februar im Konferenzzentrum Maininsel als Redner präsentiert. Ihre Fachvorträge gaben vielschichtige Einblicke in bisherige und bevorstehende Entwicklungen. Besonders die Wasserstofftechnologie stand dabei im Mittelpunkt.

 Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (21)„Es herrscht kein Mangel an Energie“, beschwichtigte Prof. Dr. Johannes Paulus von der FHWS etwaige Zukunftsängste. Die Sonne liefere ein Vielfaches an Energie als weltweit jährlich benötigt werde. Problematisch sei eher die Verteilung und Nutzung. Als ein innovatives Beispiel nannte er „Power-to-Gas“-Anlagen, die mittels Wasserelektrolyse und unter Einsatz von Strom (z.B. aus Sonnenenergie) Brenngase wie Methan und Wasserstoff herstellen und   speichern können. Paulus ist Initiator einer solchen von der FHWS entwickelten Anlage in Haßfurt. Wasserstoff bezeichnete er als „die erste und einzige sinnvolle Option als saisonaler Speicher für regenerative Energien“. Seiner Einschätzung zufolge werden sich Batterie-elektrisch sowie serieller Brennstoffzellen-Hybrid durchsetzen. Bei Nutzfahrzeugen sieht er auf Wasserstoff basierte Antriebe ebenfalls als eine Option. „Wir müssen keine Angst vor der Zukunft haben. Sie bietet riesige Chancen. Man muss sie nur nutzen und manchmal auch alte Zöpfe abschneiden.“

Welcher Antrieb einmal das Rennen machen wird, damit setzte sich auch Prof. Dr. Ansgar Ackva, Leiter des FHWS Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (23)Technologietransferzentrums Elektromobilität in Bad Neustadt/S., in seinem Vortrag auseinander. Aktuell hätten alle noch mit Hürden zu kämpfen: Die Hybride mit Realverbrauch, Emission und Kosten; die E-Batterie-Autos mit den Problemen Rohstoffe, Recycling und Schnellladen und die erst am Anfang stehenden Brennstoffzellenfahrzeuge mit Bauraum, hohen Kosten und Effizienzverlusten sowie Infrastruktur. Aber vieles wird sich verbessern. So setzt das E-Auto jetzt schon die Standards für das Brennstoffzellenfahrzeug, meinte Prof. Ackva; und „massiver Druck“ komme auf den Verbrenner zudem durch stetig sinkende CO₂-Grenzwerte (ab 2020: 95g pro Pkw), durch verschärfte Gesetze und höhere Strafzahlungen für CO₂-Sünder. Dies werde die Chancen für CO₂-arme Technologien steigen sowie Kosten und Preise purzeln lassen. Seiner Ansicht nach wird es für jeden Antrieb eine Nische geben. „Die Frage ist nur, welcher hat künftig welchen Anteil.“

Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (28)Die ZF Friedrichshafen AG entwickelt E-Antriebe und deren Schweinfurter Standortleiter Hans-Jürgen Schneider sieht Batterie und Brennstoffzelle keineswegs als konkurrierende, vielmehr als ergänzende Technologien. „Es wird in Zukunft nicht nur eine Lösung geben. Viele Antriebsarten werden ihre Berechtigung haben.“ Für leichtere Fahrzeuge und geringere Reichweiten sei Batteriebetrieb von Vorteil; bei höheren Massen und längeren Strecken, also wenn mehr Energie benötigt wird, eigneten sich eher Brennstoffzellenantrieben, auch bei Bus und Lkw. Die Hybridtechnik würde ihre Möglichkeit zwischen diesen beiden Welten finden. Und selbst dem guten alten Verbrenner droht nicht das schnelle Aus, glaubt Schneider. In Regionen auf dem Globus, in denen neue Antriebsarten und der Infrastrukturaufbau langsamer vorankommen, würden sie als Alternativen für die Mobilität noch längerfristig benötigt.

Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (37)Der zweite Experte aus der Industrie pflichtete den Aussagen seines Vorredners bei. Prof. Dr. Ing. Tim Hosenfeldt, Leiter Innovation & Zentrale Technologie bei der Schaeffler AG, ist überzeugt, dass es bei den Antrieben kein „Entweder-oder“, sondern ein „Sowohl-als-auch“ geben werde, je nach Nutzung. Hosenfeldt gab Einblicke in Schaefflers innovative Welt mit CO₂-neutralen Mobilitätslösungen: Dazu zählt zum Beispiel ein Bio-Hybrid, ein elektrisches Lastenfahrrad mit Digitalkette, das 2020 in Serie geht, und der Schaeffler-Mover als äußerst wendiges City-Taxi, die beide im urbanen Umfeld eingesetzt werden können. Dass auch schnelles Fahren mit umweltfreundlichen Autos möglich ist, beweist die Formel E: 2019 hat Audi die Konstrukteurs-WM gewonnen, mit einem von Schaeffler entwickelten Antriebsstrang. Kompetenz entwickelt man auch beim Thema Wasserstoff: Bei der jüngsten IAA hat das Unternehmen seine Brennstoffzellen-Technologie vorgestellt.

Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (45)Das Wasserstoffkompetenzzentrum. Bayern (H2.B), zu dessen Gründungsmitgliedern auch die Schaeffler AG zählt, stellte Prof. Dr. Veronika Grimm vor. Für die VWL-Lehrstuhlinhaberin an der Universität Erlangen-Nürnberg ist diese Technologie von zentraler Bedeutung: unter anderem als Energiespeicher, für den Energietransport sowie als Brennstoff für die Mobilität. Dies ist laut Grimm wichtig beim anstehenden Transformationsprozess des weltweiten Energiesystems mit den künftigen Primärenergiequellen Wind und Sonne. Nicht immer werde alles in Deutschland vorhanden sein, teilweise seien Importe von Strom in Verbrauchszentren nötig, sagte sie. Das H2.B versteht sich als Vermittler zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, entwickelt Wasserstoff-Strategien und initiiert große Demonstrationsprojekte.

Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (53)Spannende Einblicke in die Welt von Morgen lieferte Max Hergt. Der Zukunftsforscher zeigte auf, wie wir in einer global vernetzten Zukunft leben und arbeiten werden. Nicht nur der Haushalt, sondern auch die Mobilität wird immer smarter und bietet unter anderem für Autobauer viele neue Geschäftsfelder, etwa neuartige Zusatzservices für ihre Kunden. An die Unternehmen adressiert, richtete er seinen Aufruf, ständig zu hinterfragen, was geändert werden muss, um die Nr. 1 zu werden oder zu bleiben. Riesengroße Potenziale sieht er auch für Investments in viele neue, zukunftsträchtige Segmente. Hergts positiver Ausblick: „Die Zukunft wird von Menschen gemacht. Die Zukunft passiert nicht einfach so!“

Höhepunkt im Konferenzzentrum war die erstmalige Vergabe des Zukunftspreises Schweinfurt. Zunächst stellten fünf Bewerber, überwiegend Nachwuchswissenschaftler, ihre visionären Ideen in Kurzpräsentationen vor. Sie alle hatten zuvor ein professionelles Training beim Pitch-Coach Dr. André Lampe erhalten. Die Themen reichten vom digitalen Zwilling eines batterie-getriebenen Fahrzeugs über die optimale Nutzung von vielen oftmals ungenutzten Akkus zuhause Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (118)in einem smart gesteuerten Groß-Batterie-Speicher, bis hin zu einer Sensor-losen Regelungstechnik für elektrische Antriebe. Bei der Zukunftsforum-Veranstaltung entschied dann das Publikum über die beste Präsentation.

Zum Sieger gewählt wurde die Idee von Peter Rumpel (Dittelbrunn/Schraudenbach). Das innovative Konzept des Ingenieurs der Schaeffler AG sieht den Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes mit dazugehöriger Wasserstofferzeugung vor. Dabei zeigte er auch, dass Schweinfurt ideal dafür geeignet wäre. Es ist recht sonnenreich und bietet viele große Dach- und Parkplatzflächen für Solaranlagen, mit den daraus gewonnenen Strom in zehn Power-to-Gas-Anlagen Wasserstoff hergestellt und gespeichert und danach direkt an zehn Tankstellen im Stadtgebiet an die Brennstoffzellenautos abgegeben werden kann. Würden, so Rumpels Berechnung, 80 Prozent der Dachflächen und 70 Prozent der noch zu überdachenden Parkplätze dafür genutzt werden, würde rund 5.800 Tonnen Wasserstoff pro Jahr entstehen. „Die erzeugte Menge reicht aus. Der komplette Straßenverkehr in Schweinfurt könnte also problemlos CO₂-neutral fahren“, erklärte der Gewinner. Trotz anfänglichen Investitionskosten von rund 500 Millionen Euro überwiegen die Vorteile: Lange Lebenszeiten der Anlagen sorgten für schnelle Amortisationszeiten und damit für eine sehr gute Rentabilität, Zukunftsforum 2020 - Foto (c) Stefan Pfister (96)zusätzlich würde der Wasserstoffpreis an der Tankstelle einem heute vergleichbaren Benzin-Preis von ca. 1,30 Euro entsprechen. Oberbürgermeister Sebastian Remelé gratulierte dem Gewinner und überreichte ihm den 1. Schweinfurter Zukunftspreis und einen Scheck über 1.500 Euro. Alle weiteren Teilnehmer durften sich über ein Preisgeld von jeweils 500 Euro freuen.

Vor der Bekanntgabe des Gewinners hatte die Dancefloor Destruction Crew (DDC) für eine spektakulären Tanz-Auftritt in Lederhosen gesorgt. Moderiert wurde die rund fünfstündige Veranstaltung von André Kessler. Er verkündete zum Ende, dass es im kommenden Jahr erneut ein Zukunftsforum mit Verleihung des dann 2. Schweinfurter Zukunftspreises geben wird. Auch dann wird es wieder einen Themenschwerpunkt und einen bundesweiten Aufruf an Nachwuchswissenschaftler, Visionäre und Tüftler geben. Einreichungen von visionären Ideen sind bei der Stadt Schweinfurt, Amt für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung, möglich.

(Text/Fotos © Pressebüro Stefan Pfister, Schweinfurt)
 



 

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