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Carus-Preise 2020 und 2022 gehen an vier herausragende Wissenschaftler

Nach der Corona-Zwangspause hat die Stadt Schweinfurt als Gründerstadt der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Carus-Preis an herausragende Wissenschaftler verliehen. Ihre Forschungen umfassen beeindruckende, hochaktuelle und zukunftsweisende Bereiche und reichen von Privatsphäre im Web über Embryoentwicklung und SARS-CoV-2-Virus bis Energiespeichern.

Carus-Preis 2020 und 2022 - Foto (c) Stefan Pfister (33)Üblicherweise verleiht die Stadt Schweinfurt alle zwei Jahre den Carus-Preis. Letztmals fand die Veranstaltung 2018 statt, im Jahr 2020 musste sie durch die Corona-Pandemie abgesagt werden. Umso mehr freute sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé, dass diesmal wieder eine Preisverleihung stattfinden konnte – und das gleich im Doppelpack. Am 20. Mai 2022, im Rahmen der Schweinfurter „Innovation Week“, durfte er zusätzlich zu den aktuellen zwei Preisträgern jene des Jahres 2020 auszeichnen. Auch beim Präsidenten der „Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina“, die seit 1878 ihren festen Sitz in Halle an der Saale hat und seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften ist, war die Freude groß über die Rückkehr nach Schweinfurt. Es sei eine schöne Tradition, sagte Prof. Dr. Gerald Haug, dass der Carus-Preis in der Gründerstadt der Leopoldina Akademie vergeben werde.

Während eines feierlichen Festaktes in der Diele des Alten Rathauses, dort wo vor exakt 370 Jahren die Akademie gegründet wurde, erhielten Prof. Dr. Monika Henzinger (Wien) und Prof. Dr. Carl-Philipp Heisenberg (Klosterneuburg) den 29. Carus-Preis des Jahres 2020 sowie Prof. Dr. Tanja Stadler (Zürich) und Dr. Dominic Bresser (Ulm) den 30. Carus-Preis des Jahres 2022. Die Laudationes hielt Präsident Prof. Haug, in denen er die ICarus-Preis 2020 und 2022 - Foto (c) Stefan Pfister (9)nformatikerin, den Entwicklungsbiologen, die Mathematikerin und den Chemiker und deren bisherigen Arbeiten würdigte. In kurz gehaltenen und auch für Laien verständlichen Vorträgen gaben die Preisträger spannende Einblicke in ihre jeweiligen Forschungsfelder.

Die bereits mehrfach ausgezeichnete Informatikerin Prof. Dr. Monika Henzinger ist Expertin für kombinatorische Algorithmen, Datenstrukturen und Suchmaschinen. Nach mehreren Stationen, darunter als Leiterin der Forschungsabteilung von Google, arbeitet sie seit 2009 an der Universität Wien und leitet als Professorin die Forschungsgruppe „Theorie und Anwendung von Algorithmen“. Solche Handlungsanweisungen kommen nahezu überall zum Einsatz. Ihr Vorteil: eine effizientere Ausführung von Programmen. Heute bieten Algorithmen laut Henzinger zusätzliche Möglichkeiten, zum Beispiel für mehrere parallel ablaufende Rechnerprozesse auf einem Smartphone, darunter auch den Schutz der Privatsphäre. Dazu forscht sie aktuell und zwar an sogenannten „randomisierten Antworttechniken“. Was kurz gesagt bedeutet: Einerseits möchte man recht exakte Daten gewinnen, andererseits soll ein größtmöglicher Datenschutz gewährleistet werden.

Carus-Preis 2020 und 2022 - Foto (c) Stefan Pfister (13)Der zweite 2020er-Carus-Preisträger, Entwicklungsbiologe Prof. Dr. Carl-Philipp Heisenberg, forscht auf dem Gebiet der Embryonalentwicklung von Wirbeltieren. „Welche mechanischen Prozesse steuern Form und Gestalt eines Embryos und mit welchen Mechanismen“, das sind die Fragen, auf die der Wissenschaftler Antworten sucht. Statt der Fruchtfliege Drosophila als Standard-Modellorganismus verwendet Heisenberg Zebrafische für seine Genetik-Forschungen. Der Professor am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, der 2017 den „ERC Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats erhielt, erhofft sich dadurch mehr Erkenntnisse zur Morphogenese und vor allem auch für die Musterbildung des Menschen. Dabei geht es ihm um die Entschlüsselung des Bauplans für die Entstehung der Formen und welche Funktionen von welchen Genen konkret gesteuert werden. „Das wollen wir mit unserer Forschung besser verstehen“, so Prof. Heisenberg.

Anschließend wurde der Carus-Preis der Stadt Schweinfurt für das Jahr 2022 der Mathematikerin Prof. Dr. Tanja Stadler und dem Physikochemiker Dr. Dominic Bresser verliehen. Prof. Haug würdigte ebenfalls die herausragenden und bedeutenden Arbeiten dieser Forscher.

Carus-Preis 2020 und 2022 - Foto (c) Stefan Pfister (16)Prof. Dr. Tanja Stadler von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich forscht auf dem Gebiet der mathematischen und theoretischen Biologie. Ihr Ziel: Wie hat die Entstehung von Arten zur heutigen Biodiversität geführt? Ihre vielbeachteten Modelle verdeutlichen einerseits, dass die Evolution der Säugetiere weit vor dem Aussterben der Dinosaurier begonnen haben muss. Mithilfe ihrer Modelle lässt sich außerdem die Entstehung von epidemischen Infektionskrankheiten besser verstehen. Diese waren unter anderem bei der Ebola-Epidemie 2014 in Westafrika, im Bereich HIV und in der Coronavirus-Pandemie (seitens der Schweizer Regierung) gefragt. In Schweinfurt berichtete sie von ihrer Forschung zu dem sogenannten R-Wert. Diese Reproduktionszahl ist bei der Einschätzung der Infektionsdynamik überaus wichtig. Stadler konnte sie anhand der Gensequenzen von SARS-CoV-2 ermitteln. Binnen zwei Pandemiejahren erstellte sie rund 70.000 solcher Sequenzen, mit denen sich Virusmutationen und damit die Übertragungsketten rekonstruieren ließen. Mit ihren Ergebnissen konnten zum Beispiel auch bevorstehende Infektionswellen vorausgesagt werden.

Carus-Preis 2020 und 2022 - Foto (c) Stefan Pfister (20)Zweiter Carus-Preisträger des Jahres 2022 ist der Physikochemiker Dr. Dominic Bresser, der seit zwei Jahren eine Forschungsgruppe am Helmholtz-Institut Ulm für Elektrochemische Energiespeicherung des Karlsruher Instituts für Technologie leitet. Der Wissenschaftler befasst sich mit einem für die Energiewende und Elektromobilität bedeutsamen Bereich – der Energiespeicherung in Batterien. Um deren Effizienz zu erhöhen, forscht er an neuartigen Elektrodenmaterialien und Elektrolytsysteme für Lithium-basierte Batterien. Dabei war Bresser an mehreren Innovationen beteiligt. So entwickelte er beispielsweise zwei neue Klassen von Anodenmaterialien sowie ein Elektrolytsystem, das auf ionischen organischen Flüssigkristallen basiert. Zu seinem Forschungsbereich zählen auch feuersichere Festkörperbatterien und umweltfreundlichere Natrium-Ionen-Batterien („Salzwasser-Batterien“) als stationäre Energiespeicherlösungen. „Wir wollen dazu beitragen, auf ein neues Niveau zu kommen“, sagte der Preisträger.

Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von Pianistin Haruka Tsuyama, einer Lehrerin der Schweinfurter Musikschule. Im Anschluss an den Festakt bat Oberbürgermeister Sebastian Remelé alle Preisträger und den Präsidenten der Leopoldina Leopoldina Akademie neue Schilder 2022 - Foto (c) Stefan Pfister (3)Akademie, sich in das Goldene Buch der Stadt Schweinfurt einzutragen. Bei einem abschließenden Abendessen in der Oberen Diele des Alten Rathauses bot sich den geladenen Gästen die Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen und Austausch.

Bereits am Nachmittag, noch vor der Preisverleihung im Rathaus, hatten Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Prof. Dr. Gerald Haug die neuen Leopoldina-Hinweisschilder der Öffentlichkeit übergeben. Sie enthüllten an der Ludwigs-Brücke am Eingang zu den Wehranlagen das blau gestaltete Schild, das auf die 1652 in Schweinfurt gegründete Nationale Akademie der Wissenschaften hinweist. Die Stadt Schweinfurt hat insgesamt acht dieser Tafeln anfertigen lassen und an den wichtigsten Bundesstraßen stadteinwärts aufgestellt.


Stichworte: Carus-Preis, Carus-Medaille und Leopoldina Akademie

Carus Medaille und Carus-Preis:
Seit dem Jahr 1962 verleiht die Stadt Schweinfurt als Gründerstadt der „Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften“ den Trägern der Carus-Medaillen den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Carus-Preis. Mit der Carus-Medaille zeichnet die Leopoldina mit Sitz in Halle an der Saale bedeutende Forschungen auf den Gebieten der Naturwissenschaft und Medizin aus. Diese geht auf eine Stiftung aus Anlass des 50. Professorenjubiläums des ehemaligen Präsidenten der Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789 – 1869), zurück und wurde 1896 erstmals vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Jacques Monod (1965), der im gleichen Jahr mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt wurde, Christiane Nüsslein-Volhard (1989), die 1995 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie erhielt, und Stefan Hell (2013), der im Folgejahr mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.

Leopoldina Akademie:
Am 1. Januar 1652 gründeten die vier Ärzte Johann Laurentius Bausch (1605–1665), Johann Michael Fehr (1610–1688), Georg Balthasar Metzger (1623–1687) und Georg Balthasar Wohlfahrt (1607–1674) in der Reichsstadt Schweinfurt die Leopoldina als private Gesellschaft Academia Naturae Curiosorum. Seit dem Jahr 1878 hat die Akademie ihren Sitz in Halle an der Saale. Sie ist die heute älteste, ununterbrochen existierende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt und wurde 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften erhoben.


Weitere Informationen:
Internetseite der Leopoldina-Akademie: www.leopoldina.orgexterner Link


(Text und alle Fotos (c): Pressebüro Stefan Pfister/Schweinfurt)


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