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Erster freigewählter Stadtrat vor 100 Jahren - Stadtmedaille in Silber für Dr. Thomas End

Vor 100 Jahren fanden die ersten freien Stadtratswahlen in Schweinfurt statt. Bei einem Festabend im Rathaus gedachten die Stadträte des besonderen historischen Ereignisses. Im Rahmen dessen wurde dem früheren Stadtratsmitglied Dr. Thomas End die Stadtmedaille in Silber für seine großen Verdienste verliehen.

Stadtrat 100 Jahre und Dr. End Stadtmedaille - Foto St. Pfister (5)Der Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, Sebastian Remelé, dankte in seiner Ansprache den aktuellen und ehemaligen Stadträten, die zusammen mit ihren Partnern zu der  Festveranstaltung in der Rathausdiele eingeladen waren, für ihr herausragendes Wirken: "Sie haben losgelöst von Parteien und Weltanschauungen in einem Interesse gewirkt: Das Wohl unserer Stadt und der Bürger zu mehren; und Sie haben dabei viel Herzblut und Tränen vergossen." Schweinfurt, so der OB weiter, stehe auch deshalb so gut da, weil der Stadtrat mit meist großer Mehrheit die Weichen der Stadt gestellt habe.

Ein Stadtratsmitglied würdigte der Oberbürgermeister am Abend des 17. Dezember 2019 ganz besonders: Dr. Thomas End gehörte von 1988 bis 2019 fast durchgängig dem Schweinfurter Stadtrat in verschiedenen Funktionen an. Ende August war der SPD-Politiker auf eigenem Wunsch aus dem Ratsgremium ausgeschieden. OB Remelé verlieh dem 74-jährigen Juristen die Stadtmedaille in Silber und erinnerte in seiner Laudation an das lange Wirken im Dienste der Stadt.

Stadtrat 100 Jahre und Dr. End Stadtmedaille - Foto St. Pfister (10)Zunächst war Dr. End ab 1988 bis 2000 als berufsmäßiger Stadtrat, Ordnungsreferent und Werkleiter des Leopoldina-Krankenhauses tätig. In dieser Zeit  habe er unter anderem den Katastrophenschutzplan für das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld weiterentwickelt, er war 1990 mit der Altlastenregulierung im Steinach beschäftigt und später an der Vorbereitung zur Umwandlung des Leopoldina in einen städtischen Eigenbetrieb beteiligt, sagte Remelé.

Nach seinem Ausscheiden als Berufsstadtrat im Jahr 2000 kehrte der Baurechtsexperte im März 2002 in ehrenamtlicher, politischer Funktion in den Stadtrat zurück, als er für die SPD in das Gremium gewählt wurde. Bis zu seinem freiwilligen Abschied im August 2019 war er unter anderem Mitglied im Liegenschafts-, Bau- und Umwelt- sowie Sportausschuss. Zudem gehörte er dem Aufsichtsrat der Leopoldina GmbH an. Das Stadtoberhaupt erinnerte zugleich an Ends langjähriges ehrenamtliches Engagement außerhalb des Rates, darunter als Aufsichtsratsvorsitzender des Bauvereins Schweinfurt sowie als Vorsitzender des Tennis Clubs Schweinfurt.

Stadtrat 100 Jahre und Dr. End Stadtmedaille - Foto St. Pfister (17)Der OB lobte dessen souveräne, professionelle und auch energische Art als berufsmäßiger und ehrenamtlicher Stadtrat, die immer mit einer Portion Humor verbunden gewesen sei, und dankte ihm für seinen knapp drei Dekaden währenden Einsatz für die Stadt Schweinfurt. Der gebürtige Hechinger nannte Schweinfurt eine weltoffene, moderne Stadt, was bei seiner Ankunft 1988 nicht unbedingt der Fall gewesen sei. Es erfülle ihn mit Stolz, die Entwicklung der Stadt Schweinfurt in diesem Zeitraum begleitet zu haben. "Es ist ein schönes Gefühl, der kommunalen Selbstverwaltung angehört zu haben - und das 30 von 100 Jahren!"

Einen Rückblick auf 100 Jahre Stadtratsgeschichte und besonders auf die ersten freien Stadtratswahlen am 21. Dezember 1919 hielt Dr. Uwe Müller, Leiter des Stadtarchivs Schweinfurt. Grundlage für das neu zu wählende Gemeindeorgan schuf das „Wahlgesetz für die Gemeinde-, Bezirks- und Kreiswahlen“ vom 15. April 1919. Bis dahin waren das Bürgerrecht und Wahlrecht gekoppelt, was große Teile der Bevölkerung von der Wahl der Gemeindebevollmächtigten und des Magistrats ausgeschlossen hatte. Dies wurde damals abgelöst von einem auf den Grundsätzen des Verhältniswahlrechts Stadtrat 100 Jahre und Dr. End Stadtmedaille - Foto St. Pfister (2)basierenden allgemeinen, geheimen, gleichen und unmittelbaren Wahlmodus. Wahlberechtigt waren damit im Prinzip alle bayerischen Staatsangehörigen, die das 20. Lebensjahr vollendet hatten.

Erstmals war damit auch auf kommunaler Ebene in Bayern das Frauenwahlrecht durchgesetzt. Die beiden bisherigen Kollegien (Gemeindebevollmächtigte und Magistrat) wurden abgelöst von einem auf fünf Jahre zu wählenden, 30 Mitglieder umfassenden Stadtrat. Die ersten Bürgermeister waren mit absoluter Stimmenmehrheit von allen Wahlberechtigten zu wählen, weitere Bürgermeister von den Gemeinderäten. Mit Rücksicht auf die Eingemeindung Oberndorfs, die am 1. Dezember 1919 vollzogen wurde, wurde die vorgeschriebene Neuwahl des Stadtrats auf den 21. Dezember verschoben. Nachdem der seit 1896 als 1. Bürgermeister amtierende Hofrat Wilhelm Söldner aus Protest gegen die Tätigkeit des Arbeiter- und Soldatenrates bereits zum 1. Oktober in den Ruhestand getreten war, leitete Rechtsrat Josef Härtl die letzte Magistrats-Sitzung am 17. Dezember 1919.

Stadtrat 100 Jahre und Dr. End Stadtmedaille - Foto St. Pfister (1)Zur Durchführung der ersten Stadtratswahl am 21. Dezember 1919 wurden zwölf Stimmbezirke im Stadtgebiet gebildet, wahlberechtigt waren 15.934 Personen. Bei einer Wahlbeteiligung von 76,1 Prozent und 12.094 abgegebenen gültigen Stimmen entfielen auf die Vereinigte bürgerliche Liste 5.652, auf die Unabhängigen Sozialdemokraten 3.293, auf die Mehrheitssozialdemokraten 2.808 und auf die Kommunisten 341 Stimmen. Gewählt wurden 15 Vertreter der bürgerlichen Liste, 8 der Unabhängigen Sozialdemokraten und 7 der Mehrheitssozialdemokraten. Die Kommunistische Partei konnte mit 341 Stimmen keinen Sitz erringen.

Der Schäftemacherin Anna Weichsel (USP) gelang als erster Frau der Einzug in den Schweinfurter Stadtrat. Weichsel (1877-1952) gehörte dem demokratischen Stadtrat bis zu dessen Ende im April 1933 durch die nationalsozialistische „Gleichschaltung“ an. Der Schwerpunkt ihrer Stadtratstätigkeit als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses lag auf der Sozialpolitik.

Stadtrat 100 Jahre Parteianzeige SW-Tagblatt 20.12.1919 - Foto (2)Unter Vorsitz des Alterspräsidenten Heinrich Hinterleitner trat der Stadtrat am 23. Dezember 1919 zu seiner ersten Sitzung zusammen und beauftragte Rechtsrat Josef Härtl mit der Leitung der Stadtverwaltung bis zur Wahl des ersten Bürgermeisters. Bei der am 14. März 1920 durchgeführten Wahl des 1. Berufsmäßigen Bürgermeisters siegte der Kandidat der Linken Dr. Benno Merkle, ein wissenschaftlicher Sekretär bei der Stadt München, mit der knappen Mehrheit von 7.011 von 13.946 abgegebenen Stimmen. Am 22. April 1920 wählte der Stadtrat zu ehrenamtlichen Bürgermeistern die Stadträte Wilhelm Zinn (2. Bgm.) und Fritz Soldmann (3. Bgm.); zu berufsmäßigen Stadträten wurden gewählt: Rechtsrat Josef Härtl, Rechtsrat Dr. Hermann Gutenäcker, Baurat Kurt Römer, Schulrat Dr. Ludwig Pfeiffer, Forstrat Otto Schermbacher.

Nach dem offiziellen Teil waren die Stadträte und Gäste zu einem Buffet eingeladen. Die Festveranstaltung anlässlich des 100. Stadtratsjubiläums in der Rathausdiele endete mit vielen Gesprächen im Laufe des Abends.

(Text (c): Pressebüro Stefan Pfister, Schweinfurt)


FOTOS UND BILDBESCHREIBUNGEN:
(von oben nach unten inklusive Miniaturbild)

1./2.) Gruppenfoto der Mitglieder des aktuellen Schweinfurter Stadtrates (gewählte Vertreter und berufsmäßige Stadträte).  FOTO: Stefan Pfister

3.) Oberbürgermeister Sebastian Remelé verleiht Dr. Thomas End die Stadtmedaille in Silber im Beisein seiner Frau Ursula End.   FOTO: Stefan Pfister

4.-6.) Impressionen vom Festabend zum 100. Jubiläum des Schweinfurter Stadtrates am 17. Dezember 2019 in der Unteren Diele des Alten Rathauses.  FOTO: Stefan Pfister

7.) Historische Werbeanzeige einer Partei im Schweinfurter Tagblatt am 20. Dezember 1919 am Vortag der Wahl zum ersten Stadtrat.   FOTO: Stadtarchiv Schweinfurt

 

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