Oberbürgermeister Sebastian Remelé eröffnet die Ausstellung und erinnerte daran, dass Werke Fred Thielers bereits vor 20 Jahren, damals noch in der Halle des Alten Rathauses, gezeigt wurden und für Aufsehen gesorgt hatten. Mit Thieler könne die Stadt Schweinfurt einen Meister des Informel präsentieren, der – wie der Titel der Schau es bereits ankündigt – auf ein „ermaltes Leben“ zurückblicken könne. Die Ausstellung ist in Schweinfurt an zwei Orten, dem „White Cube“, der großen Halle der Kunsthalle, und in der Sparkassengalerie in direkter Nachbarschaft zu sehen. Über die Kooperation zeigte sich der OB  ebenso wie später in der Ausstellungseröffnung der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Schweinfurt, Johannes Rieger, erfreut. Die Partner wollen damit, nach Aussage des Oberbürgermeisters, auch ihre Synergien im Kunstbereich unterstreichen. Rieger betonte, dass die Galerie in seinem Haus eine gewisse Eigenständigkeit in punkto Konzept und Marke habe.

Die Ausstellung „Fred Thieler – ein ermaltes Leben“ zeigt einen repräsentativen Querschnitt mit über 60 Arbeiten seit den frühen 1950er bis in die 1990er Jahre. Remelé dankte besonders der Galerie Maulberger in München für die Anregung zu diesem Ausstellungsprojekt und für die überlassenen Leihgaben. Prof. Dr. Christa Lichtenstein (Berlin) führte die Gäste an diesem Abend umfassend in die Ausstellung ein. Es sei eine gelungene Ausstellung zu Thieler, der eine unverwechselbare und starke Position in der Kunst nach 1945 einnehme. In ihren Ausführungen ging sie vor allem auf das Leben und Werk des Künstlers ein, der stets den „Dialog mit der Farbe“ gesucht habe. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, zudem wird ein Begleitprogramm des Schweinfurter Museums-Service MuSe angeboten.

Fred Thieler, der 1916 im ostpreußischen Königsberg geboren wurde, gehört zu den herausragenden Repräsentanten des deutschen Informel und hatte dabei für sich eine höchst individuelle Malweise entdeckt. „Ich male meine Bilder nicht. Sie malen sich von selbst." Als Halbjude durchlebte er eine äußerst schwierige und wechselhafte Zeit vor und im Zweiten Weltkrieg. Nach einem Medizinstudium, dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Wehrdienst und Studienverbot durch die Nazis, begab er sich ab 1943 in den Untergrund und beteiligte sich am antifaschistischen Widerstand. Nach Kriegsende studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Karl Caspar. In den fünfziger Jahren war Thieler Mitglied der Künstlergruppe ZEN 49. Im Jahr 1959 wurde der Künstler als Professor an die Hochschule für Bildende Kunst in Berlin berufen, wo er bis 1981 tätig war. Sein Werk ist vielfach ausgezeichnet worden. Er starb 1999 in Berlin.

Die Kunsthalle Schweinfurt
Die Kunsthalle Schweinfurt im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad wurde am 29. Mai 2009 eröffnet. Auf drei Ebenen und über 1800 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind unter dem organisatorischen Dach der Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt beeindruckende Sammlungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu sehen. Die städtischen Sammlungen zeigen ihre Exponate unter dem Titel „Diskurse – Deutsche Kunst nach 1945“. Weiterhin werden Dauerleihgaben und Aktivitäten des Kunstvereins e.V. präsentiert. Ein Höhepunkt sind die Dauerleihgaben der Sammlung von Joseph Hierling. Unter Fachleuten gilt sie als die wohl bedeutendste geschlossene Sammlung zur Kunst des Expressiven Realismus zwischen den beiden Weltkriegen. Regelmäßig sind außerdem Wechselausstellungen zu sehen.

Weitere Ausstellungen in der Kunsthalle
Noch bis zum 6. November ist die Ausstellung „SäulenHeiligeMenschen“ von Andreas Kuhnlein zu sehen. Auf dem Vorplatz der Kunsthalle sowie in der St. Johanniskirche werden  Exponate des Bildhauers gezeigt, der aus ganzen Stämmen expressiv-realistische Skulpturen von großer Eindrücklichkeit formt. Eine weitere Ausstellung, die sich dem Thema Skulpturen widmet, wird am 15. Juli 2011 eröffnet: Dann werden Werke des Bildhauers Karl Röhrig (1886 – 1972) präsentiert. Diese sind bis zum 3. Oktober unter dem Titel „Kleine Leute - Karl Röhrig und die Avantgarde der Skulptur in Deutschland von Barlach bis Voll“ in der Kunsthalle zu besichtigen. Die Schau ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kunsthalle Schweinfurt mit dem Von der Heydt-Museum Wuppertal, die mit freundlicher Unterstützung des Sammlers Joseph Hierling entstanden ist.

(Text: Stefan Pfister / Fotos: Stefan Pfister)


Fred Thieler - ein ermaltes Leben
Arbeiten auf Leinwand und Papier 1952 – 1996
Kunsthalle Schweinfurt 1.7. – 25.9.2011 und Sparkassengalerie Schweinfurt 1.7. – 9.9.2011


Begleitprogramm des Schweinfurter Museums-Service MuSe

18. 8. 2011, 19 Uhr: Führung für Daheimgebliebene: "Fred Thieler und die Gruppe ZEN 49" mit Andrea Brandl. 5,–

25. 8. 2011, 19 Uhr und 24. 9. 2011, 11 Uhr: Führungen für Kunden der Sparkasse

08. 9. 2011, 19 Uhr: Konzert: Florian Meierott spielt Werke von:
Helma Studeny "Danksagung, 1945"
Florian Meierott "1945" – Uraufführung
Paul Hindemith "Solosonate – Es ist so schönes Wetter draußen"
Klaus Hinrich Stahmer "Fantasie"
Martin Sigrist "Sei esercizi"
(Spielzeit ca. 60 min. Kosten 5,– Euro inkl. Eintritt)


Kunsthalle Schweinfurt im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad
Rüfferstraße 4
97421 Schweinfurt
Tel. 09721/51 479
Führungen unter Tel 09721/51215
Internet: www.kunsthalle-schweinfurt.de
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr, Montag geschlossen


Sparkassengalerie am Roßmarkt
Roßmarkt 5-9
Geöffnet Montag bis Donnerstag 8.30 bis 18.00 Uhr, Freitag 8.30 bis 16.30 Uhr