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Carus-Preis für Physiker Stefan Hell und Juristin Giesela Rühl

Alle zwei Jahre verleiht die Stadt Schweinfurt als Gründerstadt der Leopoldina Akademie den mit 10.000 Euro dotierten Carus-Preis an Wissenschaftler für herausragende Forschungen. Erstmals in der Geschichte des Preises wurde mit Prof. Dr. Giesela Rühl eine Juristin ausgezeichnet. Zweiter Preisträger ist der Göttinger Physiker Stefan W. Hell.

Carus-Preis Verleihung 2014 (1)Die „Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften“ hatte die beiden Preisträger im Vorjahr bereits mit der Carus-Medaille ausgezeichnet. An die Träger der Medaille verleiht die Stadt Schweinfurt seit 1962 den Carus-Preis im darauffolgenden Jahr. Carus-Medaille und der Carus-Preis sind nach dem Arzt, Forscher und Künstler Carl Gustav Carus (1789–1869) benannt. Unter den Preisträgern sind auch zahlreiche Nobelpreisträger vertreten: Feodor Lynen, Jacques Monod, Manfred Eigen, Georges Köhler, Carus-Preis Verleihung 2014 (13)Christiane Nüsslein-Volhard, Erwin Neher und Bert Sakmann.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé erinnerte bei der feierlichen Preisverleihung am 25. April in der Diele des Alten Rathauses eingangs an die enge Verbundenheit der Leopoldina mit der Stadt Schweinfurt. In eben jenem Rathaus sei im Jahr 1652 von vier Ärzten die Akademie gegründet worden, bevor sie nach vielen Wechseln seit 1878 dauerhaft in Halle/ Saale beheimatet ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich die Beziehungen in bemerkenswerter Weise fortentwickelt und schließlich Anfang der 1960er Jahre zum Carus-Preis geführt, stellte der OB fest.

Nach 42 Jahren seit Bestehen des Preises gab es in Schweinfurt eine Premiere: Während bislang ausschließlich Carus-Preis Verleihung 2014 (5)Naturwissenschaftler und Mediziner mit dem Carus-Preis bedacht wurden, hat nun zum ersten Mal eine Rechtswissenschaftlerin diese Auszeichnung erhalten. Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident der Akademie, hob diesen Aspekt in seiner Laudatio besonders hervor, und gab an, dass sich die Leopoldina mittlerweile den Geistes- und Kulturwissenschaften geöffnet habe. Die Professorin ging später in ihrem Vortrag darauf ein. Die Rechtswissenschaften würden eher stiefmütterlich mit Preisen bedacht, auch gebe es keinen Nobelpreis, wofür sie den vermeintlichen Grund gleich mit anführte: Alfred Nobel habe in seinem Leben nichts mehr als die Juristen gehasst. Dies sei wenig verwunderlich, habe Nobel doch sein Carus-Preis Verleihung 2014 (10)Leben lang mit Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen gehabt, berichtet sie beim Festakt mit humorvollen Unterton.

Rühl, die in Bonn und Lausanne sowie an der University of California studierte, beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die Globalisierung und europäische Integration für das Recht bedeuten. Heute ist sie Professorin für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privat- und Prozessrecht, Europäisches Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf dem Internationalen und Europäischen Privatrecht.

In ihrem Vortrag mit dem Titel „Globale Gesellschaften und nationales Recht“ ging sie auf die nebeneinander existierenden, nationalen Rechtsprechungen trotz des zunehmenden weltweiten Handels näher ein. Diese sorgten für Unsicherheit insbesondere bei jenen grenzüberschreitenden Geschäften.  Untersucht hat sie bereits in ihrer Habilitationsschrift als eine der Ersten überhaupt das Internationale Privatrecht unter rechtsökonomischen Carus-Preis Verleihung 2014 (6)Aspekten. Dabei versuchte sie herauszufinden, wie sich das „Spannungsverhältnis zwischen global vernetzten Gesellschaften und national geltendem Recht überwinden lässt“. Ihr Fazit: Das Internationale Privatrecht sei besser geeignet als das Internationale Einheitsrecht und schaffe mehr Rechtssicherheit, konstatierte sie im Schweinfurter Rathaus.

Den zweiten Carus-Preisträger lobte Prof. Hacker für dessen bahnbrechenden Erfolge auf dem Gebiet der optischen Mikroskopie. Für seine Entwicklung der Carus-Preis Verleihung 2014 (12)STED-Mikroskopie wurde der Physiker Stefan W. Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, schon mehrfach ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um das erste mikroskopische Verfahren, mit dem man mit fokussiertem Licht Auflösungen weit unterhalb der Lichtwellenlänge erzielen kann. Bislang galt eine Grenze von 200 Nanometern, wie er in seinem unterhaltsamen und gleichwohl verständlichen Vortrag „Grenzenlos scharf: Lichtmikroskopie im 21. Jahrhundert“ erklärte.

Carus-Preis Verleihung 2014 (14)Mit der neuen Methode ist nun eine deutliche Erweiterung des Spektrums, sprich eine detailreichere Auflösung der zu untersuchenden Objekte möglich. Für die biomedizinische Forschung ist diese Entdeckung von großer Bedeutung, weil die Lichtmikroskopie bislang das einzige Verfahren ist, mit dem man in einer lebenden Zelle und in Gewebe die räumliche Organisation und Dynamik von Molekülen erfassen kann. Dazu zählt auch die Krebsforschung, insbesondere der Aspekt wie Krebszellen entstehen. Seit 2003 leitet der Carus-Preisträger im Übrigen zusätzlich die Abteilung „Optische Nanoskopie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

Die Festveranstaltung wurde musikalisch umrahmt von dem Duett Jörg Wiedersich (Flöte) und Lorenz Schmidt (Gitarre) von der Musikschule Schweinfurt. Im Anschluss an die Preisverleihung Carus-Preis Verleihung 2014 (15)durften sich die Preisträger im Goldenem Buch der Stadt Schweinfurt verewigen, bevor Oberbürgermeister Sebastian Remelé die Gäste noch zu einem Empfang in die Obere Diele des Alten Rathauses einlud. Hier konnten die engen Kontakte zwischen den Verantwortlichen der Leopoldina Akademie und der Stadt Schweinfurt weiter vertieft werden.
 

(© Text und Fotos: Stefan Pfister, Pressebüro Pfister / Schweinfurt)

 

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